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MTV Dießen am Ammersee

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Peter Krems: „Abstiegskampf ist reine Kopfsache“

Seit einigen Wochen heißt der neue Trainer der Dießener Herrenmannschaft Peter Krems. Zum ersten Heimspiel 2017 hat sich das Team von der Stadionzeitung mit ihm zum Interview getroffen. Vorab ein paar Informationen über den neuen Übungsleiter.

Zur Person: Peter Krems, 50, wohnt in Grafrath und betreibt dort auch einen Sportartikelvertrieb.  Neben dem Fußball agiert er auch als Tenniscoach und ist Sporttherapeut für Suchtkranke. Zudem ist Krems Dozent an der TU in München und Referent des BFV. Und zwar bei Trainerfortbildungen zum Thema Soziale Kompetenz und Suchtprävention/Doping. Mit dem Fußball habe er erst relativ spät begonnen, sagt Krems in Erinnerung an seine Anfangszeiten. Als Spieler auf der Position des Torhüters reichen seine Stationen von Wildenroth über Inning bis hin zu Fürstenfeldbruck (Bezirksoberliga).

Seine Trainerkarriere begann Krems bereits relativ früh im Jahre 1994 in Günzlhofen. Es folgten über zehn weitere Stationen und der Erwerb der B-Lizenz. Unter anderem coachte er den TSV Pähl, die dritte Mannschaft des TSV 1860 München, den SV Odelzhausen, den VfL Kaufering und den FC Miesbach in der Fußball-Landesliga. Bei allen Stationen stand er als Spielertrainer zudem auch ab und zu oder manchmal auch die meiste Zeit selber zwischen den Pfosten. Nach Dießen, sagt er, sei er im Idealfall nicht nur für ein halbes Jahr gekommen.

Stadionzeitung: Herr Krems, wie kam es zu Ihrem ersten Engagement als Trainer?

Peter Krems: Ich war damals 28 Jahre alt und wollte schon einen Trainerposten übernehmen. Da rief mich der Präsident von Günzlhofen an und fragte mich, ob ich dort anfangen möchte. Die Mannschaft hatte in den zweieinhalb Jahren davor nur ein Spiel gewonnen. Ich sagte zu, verlangte aber in meinem Vertrag eine festgelegte Aufstiegsprämie. Die hielten mich alle für verrückt und der Präsident setzte schließlich 10.000 D-Mark fest. In der Winterpause waren wir dann Zweiter und verloren in der Rückrunde ganz dubios gegen den Letzten und Vorletzten. Da hatten die Verantwortlichen wohl doch Sorge, wie sie das Geld auftreiben sollten (lacht).

Stadionzeitung: Welche Rolle spielt Fußball in Ihrem Leben?

Peter Krems: Einer hat mal gesagt: „Peter, wenn du die Zeit anstatt mit Fußball mit Tennis verbracht hättest, dann wärst du ein richtig guter Tennisspieler geworden.“ Und ein anderer meinte: „Du bist wirklich ein Fußballverrückter!“ Ich glaube, das sagt schon alles.

Stadionzeitung: Wie würden Sie Ihren Charakter als Trainer beschreiben?

Peter Krems: Mir sind ein paar Sachen wichtig. Das sind Disziplin, Offenheit und Ehrlichkeit. Ansonsten bin ich niemand, der alles vorgibt, sondern der Mannschaft auch Raum lässt. Und es ist natürlich immer eine Gradwanderung dazwischen, Autorität und Mitspieler sein.

Stadionzeitung: Worin liegt für Sie der Reiz in Dießen?

Peter Krems: Ich habe das schon zweimal gemacht, Mannschaften in solchen Situationen zu übernehmen. Ich finde, es ist einfach, große Mannschaften zu trainieren. Aber es ist eine große Herausforderung und macht viel mehr Spaß, Mannschaften, die am Boden sind, wieder aufzubauen und das Unmögliche zu schaffen.

Stadionzeitung: Nun sind Sie ja schon ein paar Wochen hier. Hatten Sie schon einen Moment Zweifel an Ihrer Entscheidung?

Peter Krems: Nein, keine Sekunde. Ich habe mich hier von Anfang an sehr wohlgefühlt. Die Trainingsbeteiligung war am Anfang gut und entwickelt sich weiter. Die Spieler sind sympathisch, höflich, extrem offen und haben Humor. Das ist hier ein guter Umgang, der Spaß macht.

Stadionzeitung: Wie bewerten sie die Qualität der Mannschaft?

Peter Krems: Generell ist der Kader gut, mit vielen technisch guten Fußballern. Was fehlt, ist die Breite, die noch ein Fragezeichen bringt.

Stadionzeitung: Was sind jetzt die Stellschrauben, an denen Sie drehen möchten?

Peter Krems: Dass die Mannschaft wieder eine richtige Mannschaft ist. Die Grundstellschraube ist, dass die Spieler Bock haben, ins Training zu gehen. Dass sie Lust mitbringen, hier Fußball zu spielen, und den Weg mitgehen, egal wie er enden wird.

Stadionzeitung: Herr Krems, worauf kommt es Ihrer Meinung nach für den restlichen Saisonverlauf an?

Peter Krems: Wille, Disziplin und Kopf. Denn Abstiegskampf ist reine Kopfsache.

Stadionzeitung: Wie sieht der Fußball aus, den Sie spielen lassen möchten?

Peter Krems: Aus meiner Torwartperspektive soll natürlich alles aus einer kontrollierten Defensive passieren.

Stadionzeitung: An welche Erlebnisse als Fußballer erinnern Sie sich besonders gerne zurück?

Peter Krems: An meine Jahre als Trainer in der Studentenstadt. Wir sind zweimal aufgestiegen und hatten einen super Zusammenhalt. Und auch sonst habe ich da tolle Sachen erlebt. Insgesamt hatten wir Spieler aus 20 - teils exotischen - Nationen auf dem Platz. Die Kabine war in einem Keller und zu Spielen sind wir mit U- und Straßenbahnen angereist. Das waren schon Erlebnisse. Und dann wurde nach jedem Training und Heimspiel gemeinsam gegrillt. Und alles wurde selber organisiert. Bis zum Markieren des Platzes.

Was ich natürlich auch nie vergessen werde, war unser Spiel mit dem TSV Pähl gegen den FC Bayern München. Und als Trainer in Odelzhausen. Da hatten wir einen Spieler, der an Leukämie erkrankt war. Die SpVgg Unterhaching kam auf Anfrage gleich zu einem Benefizspiel und die „Löwen“ schenkten dem Spieler, einem glühenden 60-Fan, ein Trikot mit allen Unterschriften. Da habe ich gemerkt, was der Fußball auch neben dem Platz bewirken kann.

Stadionzeitung: Welche sportlichen Ziele verfolgen Sie noch in Ihrem Leben?

Peter Krems: Ich möchte noch lange Fußball spielen und einspringen, wenn es brennt, ohne mich zum Affen zu machen. Wenn ich mehr Zeit habe, möchte ich mein Golfhandicap von 49 weiter verbessern. Und außerdem einmal bei den Oberbayerischen Meisterschaften im Tennis das Finale erreichen – das wäre schon ein Traum. Und nicht ständig hinter meiner Freundin nachzulaufen. Beim Halbmarathon natürlich (grinst).

Peter Krems